Homepage » QM-Klischee » QM-Klischee im Dezember 2019: “Die neue FMEA – Alter Wein in neuen Schläuchen?”
„Die neue FMEA: Alter Wein in neuen Schläuchen?“
Herr Spangenberger, seit Juni gibt es nun den neuen Rot-Blau-Band der FMEA-Harmonisierung vom Verband der Automobilindustrie VDA und der Automotive Industry Action Group AIAG. Bei aller Aufregung in der Branche über den neuen gemeinsamen Standard stellt sich dennoch die Frage, was genau so bahnbrechend neu an diesem Band sein soll?
In der Vergangenheit wichen die Standards der VDA und der AIAG in einigen Punkten erheblich ab. Das bedeutete in der Praxis, dass beispielsweise Automobilzulieferer, die Kunden sowohl auf dem amerikanischen als auch auf dem europäischen Markt bedienten, unter Umständen ihre FMEA den jeweiligen Vorgaben entsprechend anpassen mussten. Dieser Mehraufwand gehört mit der Harmonisierung der FMEA der Vergangenheit an. Der Informationsaustausch der Lieferanten und Automobilhersteller über Kontinente hinweg findet nun sozusagen in einer gemeinsamen Sprache statt.
Im Rot-Blau-Band der FMEA werden neben einheitlichen, verbesserten Formblättern, die den täglichen, lebendigen Gebrauch der FMEA vereinfachen, auch zwei weitere Schritte in der FMEA Methodik hinzugefügt. Die bisherigen fünf Schritte wurden um die Schritte „Planung und Vorbereitung“ und „Ergebnisdokumentation“ erweitert. Dies ist eine echte Neuerung, denn das Projektmanagement schafft eine viel größere Transparenz in der Bewertung und einen wesentlich effizienteren Ablauf durch eine eindeutige Eingrenzung des Analyseumfangs. Durch den zweiten hinzugenommenen Schritt „Ergebnisdokumentation“ wird ein von Unternehmen in der Vergangenheit häufig vernachlässigter Punkt nun verbindlich. Nach dem kontinuierlichen Verbesserungsansatz werden die Ergebnisse nun dokumentiert und stellen so die Basisdaten für künftige Entscheidungen dar. Diese, für die Ermittlung der Projektrisiken wichtige, Reflektion war so im bisherigen Standard nicht vorgesehen. Hier werden nun Lessons Learned erfasst und dokumentiert.
Geradezu bahnbrechend neu ist die Erweiterung der FMEA um eine komplett neue Perspektive. Die sogenannte FMEA-MSR, Monitoring und Systemreaktion, befasst sich ausschließlich mit der Sicht der Kunden bzw. des Endnutzers. Diese Betrachtungsweise wurde bisher in diesem Umfang noch nicht berücksichtigt. Ein wesentlicher Schwerpunkt der Analyse liegt dabei auf der Feststellung, ob der Endnutzer einen Fehler erkennt, wenn er auftritt.
Eine weitere echte Neuerung ist der Wegfall der Risikoprioritätszahl RPZ. Sie wurde mangels Aussagekraft aus den neuen Richtlinien komplett gestrichen. Um dennoch eine relative Beurteilung für die Priorisierung der Maßnahmen zu erhalten, wird die RPZ durch die Aufgabenpriorität AP ersetzt. Sie ist deutlich praxisnäher und eindeutiger. Es handelt sich um eine Art „Ampel“, die den Verantwortlichen aufzeigt, ob Maßnahmen ergriffen werden müssen, sollten oder könnten.
Zusammenfassend kann man sagen, dass der neue FMEA-Band mehr als „alter Wein in neuen Schläuchen“ ist, vereint er doch bisher unterschiedliche Standards. Die Hinzunahme der beiden neuen Schritte macht die FMEA nicht nur nachhaltiger, sondern auch strukturierter in der Erstellung und Pflege. Durch die Hinzunahme einer komplett neuen Betrachtungsweise werden vorbeugend weitere potenzielle Fehler mit konkreterem Bezug zu Produktsicherheit und Produkthaftung erkannt. Der kurzfristige Mehraufwand bei der Umstellung auf die neue FMEA wird sich zeitnah amortisieren.

So unterstützt die Rhein S.Q.M. GmbH bei der neuen FMEA
Unsere Risikomanagementspezialisten sind aufgrund fundierter, praktischer Erfahrungen sowohl auf Unternehmensseite als auch als Zertifizierungsauditoren zu allen Fragestellungen ansprechbar und wissen, wie die Forderungen der aktualisierten FMEA in Ihre firmeninterne Sprache zu übersetzen sind.
Unser großes Plus: Durch unsere Automotive-Erfahrung wissen wir sehr genau, was kundenseitig gestattet ist und was nicht.
Unsere weiterführenden Informationen zur FMEA:
Aktuelles
Kundenzufriedenheit 202431.01.2025 - 11:37
Interview zur Umsetzung der IATF 16949:2016 mit Wolfgang Rhein16.04.2024 - 07:43
Kundenzufriedenheit 202326.01.2024 - 15:58
Interview zur Revision des VDA Band 2 mit Wolfgang Rhein02.03.2023 - 15:26
Kundenzufriedenheit 202209.01.2023 - 10:29
Pressemitteilung zur CQI-12 Version 3, der spezifischen Norm der Automobilindustrie für Beschichtungs-Prozessmanagement15.02.2022 - 07:50